Wild Goose Wil-Gansingen muss die Segel streichen: Im dritten und entscheidenden Spiel verlieren die Aargauer denkbar knapp mit 5:6 nach Verlängerung und verpassen somit den Playoff-Final. Ein Ausgang, der in der Art und Weise kaum in Worte zu fassen ist.

Gesucht: die richtigen Worte. Eine unglaublich dramatische Schlussphase findet ihr Ende, als Wiler-Ersigen nach 33 Sekunden in der Verlängerung das entscheidende 6:5 aus ihrer Sicht erzielt. Die Berner jubeln über den Finaleinzug. Auf der Gegenseite befinden sich die Gansinger und ihr grosser Anhang im Tal der bitteren Enttäuschung. So nah dran, so wenig hat gefehlt und schlussendlich steht man doch mit leeren Händen da.

Konzentrierter Anfang

Wie schon im Spiel am Tag zuvor agierten beide Mannschaften mit etwas Vorsicht, „defense first“ schien das Kredo für den Beginn. Doch das Gastteam aus dem Aargau fand trotzdem einen Weg, den Ball zweimal im gegnerischen Tor unterzubringen. Zuerst Zumsteg und fünf Minuten später Bühler brachten die Gooser auf die Siegerstrasse. Ein optimaler Start für die Fricktaler, welche wie in der letzten Partie konzentriert ans Werk gingen. Wiler-Ersigen fand in den ersten 20 Minuten kein Weg an der massierten Gooser Verteidigung, geschweige denn an Lukas Cho im Tor vorbei. So konnten die Gansinger mit einer 2:0 Führung in die erste Pause.

Ausgeglichenes Mitteldrittel

Wie schon in der Vergangenheit wollte man auch in dieser wichtigen Partie die Entscheidung im Mitteldrittel herbeiführen. Dies gelang den Aargauern nicht ganz so wie gewünscht. Nach drei gespielten Minuten im zweiten Drittel zappelte der Ball das erste Mal im Netz der Gäste. Marc Dysli erzielte das erste Tor für seine Farben. In der Folge entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Als fünf Minuten nach dem Anschlusstreffer von Wiler-Ersigen die Gansinger in Überzahl agieren konnten, wussten sie diese Chance auszunutzen. Nathan Erdin stellte den Zwei-Tore-Vorsprung zur Spielmitte wieder her. Danach geschah lange nichts, ehe erneut Dysli für das Heimteam verkürzte, dies rund drei Minuten vor Ablauf der zweiten 20 Minuten. Etwas weniger als zwei Zeigerumdrehungen später machte es ihm aber Erdin gleich und stellte auf 4:2 für die Gäste. Die Halle tobte, die Gansinger schienen stets eine Antwort bereit zu haben. Mit diesem Resultat ging es das zweite Mal in die Garderoben.

Mit dem Ziel vor Augen eingebrochen

Die Gansinger waren im dritten Drittel kaum noch wiederzuerkennen: Anstatt die Entscheidung zu suchen, unter anderem im Powerplay, schienen die Gooser ängstlich. Die 4:2-Führung eher ein Fluch als Segen, mit dem Vorsprung im Rücken zogen sich die Gansinger zurück und wollten verwalten. Dass dies nicht gutgehen kann, zeigte Wiler-Ersigen mit ihrem dritten Treffer nach gut 46 Minuten. Auch nach diesem Anschlusstreffer wirkten die Gansinger schlaff, der Mut schien verschwunden und der Weg vorwärts wurde zu selten gesucht. So kam es, wie es kommen musste. Das Heimteam erzielte sieben Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit den Ausgleich. Das Momentum nun klar auf Seiten der Berner, welche in dieser Phase dem Führungstreffer näher waren. Sie waren es dann auch, welche eine Minute vor Schluss den vermeintlichen 5:4-Siegtreffer erzielten. Sofort stellten die Gansinger auf Vier gegen Drei um und suchten den Ausgleich. Mit Erfolg: 31 Sekunden vor Spielende war es Dominik Rohner, der seine Farben wieder zurück ins Spiel brachte. Die letzten Sekunden liefen herunter, man bereitete sich bereits auf die Verlängerung vor. Dann aber eine folgenschwere Aktion: Zwei (!) Sekunden vor Schluss kassierten die Gäste aus dem Fricktal eine, wie man sagen muss, korrekte Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt. Diese Zeitstrafe nimmt man natürlich in die Verlängerung mit. Obwohl man in der Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt hat, dass man auch gut Unterzahl spielen kann, sollte es heute nicht sein. Nach 33 Sekunden machte Dysli mit seinem vierten Treffer dem Ganzen ein Ende.

Grenzenlose Enttäuschung auf der einen, Jubel auf der anderen Seite. An dieser Stelle gratulieren wir dem SV Wiler-Ersigen zum Finaleinzug. Trotzdem muss noch etwas gesagt werden: Dass ein Spieler, der an diesem Tag klar die entscheidende Figur war, nach dem Siegtor nichts Besseres zu tun hat, als die leidenschaftlichen Fans des Gastteams mit einer unsportlichen Geste zu provozieren, ist äusserst bedauernswert. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass er als langjähriger NLA- und Nationalspieler wohl schon andere Kulissen erlebt hat, ist solch eine Aktion der ganzen Serie und der Kulisse unwürdig. Schade.

Zum Abschluss der Saison kann und muss mit einem lachenden und einem weinenden Auge aber Bilanz gezogen werden. Und diese sieht trotz diesem abrupten Ende positiv aus: Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte qualifiziert man sich für die Playoff-Halbfinals und ist auch dort alles andere als Kanonenfutter. Nur knapp daran zu scheitern um den Schweizermeister-Titel zu spielen, ist eine unglaubliche Leistung, auf die man stolz sein kann. Vor allem die zweite Saison-Hälfte der Gooser war überragend, in der man sich mit einem Schlussspurt noch für die Playoffs qualifizierte und schlussendlich drei Playoff-Partien gewinnen konnte. Mit diesem neu gewonnen Elan geht es dann in die Saisonvorbereitung. Nächstes Pflichtspiel ist das Grossfeld-Cupspiel am 20. Mai in Kaisten. Spielbeginn: 19:30!